Von Liebe und Lichtern
Ich stelle mir vor, es gäbe zwei Lichter, die sorglos und rein um sich herumtänzelten, wie Marionetten, von Wärme geführt, existent, um zusammen zu sein. Wie Bäume, die nur gemeinsam einen Wald bilden können, Schmetterlinge, die den Frühling mit einem gemeinsamen Flug ankündigen und einzig ihr Dasein genießen; wie das Eis, das ohne seine Kälte nicht existieren könnte, selbst die Lüge nicht ohne die Wahrheit, ein Lebewesen nicht ohne sein Herz, ein Ich nicht ohne ein Du. Wie eine Blume, die nur mit Licht gedeiht und nur mit Wasser erblüht; ein Regenbogen, der zwei Enden verbindet, durch Sonne und Regen. Zwei Lichter, deren Geräusch das liebliche Plätschern, das Leuchten, des Flusses ist, auf den die Sonne herablächelt. Sie sind ein Klavierspiel am Abend, das Vogelzwitschern am frühesten Frühlingsmorgen, eine Melodie aus dem Munde einer Mutter und der stolze Blick eines Vaters, die Wärme der herab scheinenden Sonne auf der Haut und das leitende Licht des Mondes in einer tief düsteren Nacht. Wie das reine Lachen eines jeden Kindes, der wortlose Blick zweier Liebenden, die sanfte Berührung des Schicksals von Haut zu Haut.
Und man stelle sich vor, jene zwei Lichter existierten und man nenne jenen Tanz die Liebe, so sehe ich ein Pärchen, das seit über 30 Jahren miteinander tanzt, sich in der Wärme des anderen sonnt und sich selbt in tiefster Dunkelheit Licht spendet, sodass andere noch im Schutze dessen stehen. Und so sehe ich, wo Dunkelheit ist, da ist auch Licht, und ich weiß, dass jene zwei Lichter niemals erlischen werden.
Geschrieben für den 30. Hochzeitstag meiner Eltern ♥
© Paola Baldin